Der Mansfeld kommtErinnerungen an Krieg und FriedenAutor: Helmut Bollmann
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Die BerufsethikDie Associated Press ist die einzige internationale Nachrichtenagentur, die kooperativ und nicht auf Gewinnbasis arbeitet. AP ist vollkommen unabhängig, erhält von keiner Regierung Zuschüsse und ist deshalb auch deren Einflüssen und Einmischungen entzogen. Sie hat keine Aktionäre und muss keine Dividende ausschütten. Überschüsse werden ausschließlich dazu verwendet, das Nachrichten- und Bildangebot zu verbessern und zu erweitern. Auf den Punkt gebracht hat es ein Washingtoner AP-Korrespondent mit der Erklärung: "Es ist mein Beruf, über Tatsachen zu berichten. Meine Anweisungen erlauben es mir nicht, Meinungsäußerungen daran zu knüpfen. Meine Berichte gehen an Zeitungen der verschiedensten Richtungen. Ich beschränke mich daher auf wirkliche Nachrichten, die ich wahrheitsgemäß und unparteiisch darzustellen versuche." Das war im Jahre 1856. Dabei gibt es keine Wahl zwischen Schnelligkeit und Zuverlässigkeit. Wenn ein AP-Reporter vor der Alternative steht, entweder vor allen anderen oder aber seiner Sache völlig sicher zu sein, dann ist seine Entscheidung klar: Die Zuverlässigkeit hat absoluten Vorrang. Ein AP-Chefredakteur hat einmal geschrieben: "Die AP hat einen guten Ruf und ist stolz darauf, dass es Zeitungs- oder Rundfunkredaktionen gibt, in denen Nachrichten erst für die Setzerei fertiggemacht oder gesendet werden, wenn sie entweder von AP stammen oder durch eine AP-Meldung bestätigt werden." Niemand auf der Welt kann AP vorschreiben, worüber oder wie sie zu berichten hat. Das gilt auch für jene Redakteure, die Meldungen zur Sendung freigeben und damit presserechtlich die Verantwortung dafür tragen. Auch innerredaktionell redet ihnen niemand hinein. Bolle ist - allerdings nur vom Hörensagen - ein einziger Fall einer fristlosen Kündigung bekannt. Da hatte ein leitender Redakteur in New York eine Meldung über einen Zahnarzt, der eine Patientin während der Narkose geschwängert hatte, mit der Überschrift versehen: "Dentist filled wrong hole." "Es war einmal -", so beginnen alle Märchen. Märchenhaft war jene Zeit für Bolle, in der es noch keine Computer gab. Nach harter Nachtarbeit in den Jahren 1960/61, bei der er sich als Verantwortlicher Redakteur von Mitternacht bis 8.00 Uhr morgens allein auf weiter Flur - außer ihm hatte nur ein Fernschreiber Dienst - die Finger wund schrieb, wurde er - noch mal sechs Jahre später - schließlich Leitender Redakteur. |
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