Der Mansfeld kommtErinnerungen an Krieg und FriedenAutor: Helmut Bollmann
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Der Feldwebel "Sie werden in der nächsten oder übernächsten Woche zu einem 14tägigen Lehrgang nach Puttlos an der Ostsee geschickt", teilte ihm der Kompaniechef mit. "Die Abteilung wird mit der neuen 7,5-cm-Pak ausgerüstet, an der Sie dort ausgebildet werden. Anschließend werden Sie Ihr Wissen an alle Zugführer der Abteilung weitergeben. Inzwischen schauen Sie sich ein bisschen in der Gegend um. Das Amphitheater in Nimes ist wirklich sehenswert." Bolle radelte nach Nimes, pflückte unterwegs ein paar überreife blaue Feigen und kurierte in den folgenden Tagen einen Dünnpfiff aus, der ihn fast lazarettreif gemacht hätte. - Auf der Fahrt nach Puttlos übernachtete Bolle bei der Stammkompanie der Abteilung in Stendal. Als er am Morgen in der Badehose in den Waschraum ging, rief ihn jemand an: "He, Sie, ihr dummes Gesicht habe ich doch schon irgendwo gesehen." Bolle blieb stehen und drehte sich um. Es war der Schreibstubenhengst von Grafenwöhr. "Für Sie bin ich nicht 'He, Sie', für Sie bin ich H-e-r-r Feldwebel. Ihr Glück, als ranggleicher Unteroffizier hätte ich mich jetzt handgreiflich ein bisschen für die Zahnbürste revanchiert. Aber ich werde dafür sorgen, dass Sie diesen Druckposten hier verlieren und wieder in unsere Schreibstube beim Kompanietross kommen." Der Unteroffizier erblasste, in seinen Augen war schon das ein Todesurteil. Für Bolle war es eine nur kleine Genugtuung, aber sie tat richtig wohl. Immerhin - die neue Kanone war ein echter Hammer |
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